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Letzte aktive Harzer „Mallet“-Dampflok geht mit 104 Jahren in den Ruhestand
Sie prägen bereits seit dem Jahre 1897 den Verkehr auf dem Streckennetz der heutigen Harzer Schmalspurbahnen GmbH (HSB), die Dampflokomotiven der Bauart „Mallet“. Im Mai schickt das kommunale Bahnunternehmen mit der 99 5906 nun die derzeit letzte noch einsatzfähige Vertreterin mit mehreren Abschiedsfahrten in den Ruhestand. Die HSB beabsichtigt jedoch die Reaktivierung einer anderen Lok dieser markanten Gattung zum Jubiläum „125 Jahre Harzquer- und Brockenbahn“ im Jahre 2024.
Die im Jahre 1918 in Karlsruhe gebaute 99 5906 gehört mit ihren 104 Lebensjahren eigentlich noch zu den jüngeren Harzer Lokomotiven der Bauart „Mallet“. Sie wurde 1920 durch die damalige Nordhausen-Wernigeroder Eisenbahn (NWE) erworben und im Nummernschema als NWE41II eingereiht, nachdem sechs der 1914 an die Heeresfeldbahnen abgegeben „Mallets“ nach dem 1. Weltkrieg nicht mehr heimgekehrt waren. Insgesamt hatten die schmalspurigen Bahngesellschaften im Harz – dazu zählten neben der NWE auch die Gernrode-Harzgeroder Eisenbahn (GHE) sowie die Südharz-Eisenbahn (SHE) – 28 Lokomotiven der technisch besonderen Gattung zwischen 1897 und 1923 beschafft. Ihre spezielle Konstruktion mit dem vierzylindrigen und zweigeteilten Triebwerk war ideal für die bogenreichen Schmalspurstrecken im Harz geeignet. Namensgeber für die Bauart war der Schweizer Anatole Mallet, der die Antriebstechnik im Jahre 1884 entwickelt hatte.
Auf dem Streckennetz der heutigen Harzer Schmalspurbahnen verblieben nach dem zweiten Weltkrieg noch insgesamt sechs Exemplare der ehemaligen NWE-„Mallets“. Davon befinden sich mit den Lokomotiven 99 5901 (Bj. 1897), 99 5902 (Bj. 1897), 99 5903 (Bj. 1898) und der 99 5906 noch heute vier Exemplare im Bestand der HSB. Einsatzfähig ist derzeit allerdings nur noch die 99 5906. Aufgrund des bevorstehenden Fristablaufs mit anschließend umfangreich notwendigen Kesselarbeiten sowie der im Vergleich zu den übrigen HSB-„Mallet“-Lokomotiven geringen Leistungsfähigkeit sind ihre Tage im aktiven Dienst nun jedoch gezählt. Die 99 5906 wird künftig als museales Exponat in dem von der Interessengemeinschaft Harzer Schmalspurbahnen e. V. (IG HSB) betreuten Lokschuppen des Bahnhofs Hasselfelde zu sehen sein.
Um die derzeit letzte einsatzfähige „Mallet“ würdig in den Ruhestand zu schicken, gibt die HSB allen Fans der besonderen Bauart bei verschiedenen Sondereinsätzen noch einmal ausführlich Gelegenheit, sich von „ihrer“ 99 5906 zu verabschieden. So veranstaltet das Unternehmen am 5. Mai 2022 eine Fotofahrt mit vielen Unterwegshalten auf der alten Stammstrecke der Maschine von Nordhausen nach Wernigerode. Einen Tag später wird die Lokomotive dann den Traditionszug von Wernigerode zum Brocken bespannen und somit noch ein letztes Mal den höchsten Berg des Harzes erreichen.
Eine weitere Fotofahrt veranstaltet die HSB am 7. Mai. Diesmal führt die Tour mit vielen Fotohalten von Wernigerode nach Gernrode. Und auch in den fahrplanmäßigen Verkehr wird die 99 5906 noch ein letztes Mal zurückkehren. Am 13. und 14. Mai wird die Lok auf der Selketalbahn jeweils ganztägig anstelle eines Triebwagens eingesetzt, wobei es dann auch zu Begegnungen mit der ebenfalls planmäßig im Selketal fahrenden Dampflok 99 6001 (Bj. 1939) kommen wird. Eine weitere Sonderfahrt führt der Freundeskreis Selketalbahn e. V. mit der Lokomotive am 8. Mai von Quedlinburg zum Brocken und zurück nach Wernigerode durch, während die endgültige Abschiedsfahrt dann am 15. Mai von der IG HSB von Nordhausen nach Hasselfelde veranstaltet wird.
Doch die zahlreichen Fans der „Mallet“-Bauart müssen im Harz nicht für immer auf die markante Loktype verzichten. Im Zuge des in zwei Jahren anstehenden Jubiläums „125 Jahre Harzquer- und Brockenbahn“ hat die HSB die Reaktivierung einer 1897 gebauten „Mallet“-Lokomotive vorgesehen, die noch zur Ursprungsausstattung der damaligen NWE gehört. Informationen und Tickets zu den von der HSB veranstalteten Abschiedsfahrten sind ab sofort auf der Homepage des Unternehmens unter www.hsb-wr.de sowie telefonisch unter 03943/558-0 erhältlich. Die beiden Vereine halten Informationen und Fahrkarten für ihre Sonderfahrten unter www.selketalbahn.de und www.ig-hsb.eu bereit.